60 Jahre IKS
Die Fakultät für Elektrotechnik wurde am 1. Oktober 1961 von neun Professoren und einem Privatdozenten unter Leitung des ersten Dekans, Prof. Dr.-Ing. Herbert Döring, gegründet. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Elektrotechnik eine Abteilung in der Fakultät für Maschinen-Ingenieurwesen und wurde lange als unterstützende Disziplin für den Maschinenbau gesehen. Nach dem zweiten Weltkrieg war die „Fakultät für Maschinenwesen“ bereits in „Fakultät für Maschinenwesen und Elektrotechnik“ umbenannt worden.
Prof. Volker Aschoff, Leiter des Instituts für Elektrische Nachrichtentechnik, und Prof. Herbert Döring vom Institut für Hochfrequenztechnik hatten durch den konsequenten Ausbau der Nachrichtentechnik, damals „Fernmeldetechnik” genannt, zur Stärkung der Abteilung Elektrotechnik maßgeblich beigetragen, so dass der Senat der RWTH dem Wunsch nach einer eigenständigen Fakultät Elektrotechnik nachkam.
IKS | Historische Entwicklung und Meilensteine
Gründung und erste Epoche (1964-1988)
Der Gründungstermin der Fakultät lässt erkennen, dass das Institut für Nachrichtengeräte und Datenverarbeitung (IND) nur unwesentlich jünger ist. Die Gründung des Lehrstuhls wurde 1962/63 beschlossen und das Institut 1964 mit der Berufung von Prof. Dr.-Ing. Hans Jörg Tafel eingerichtet. Zur Zeit der Institutsgründung war die Nachrichtentechnik stark von der Analogtechnik, Elektromechanik und der aufkommenden Datenverarbeitung geprägt. Herausragende Projekte dieser ersten Epoche waren:
- Navigationssysteme: Am Institut wurden wesentliche Grundlagen entwickelt, die später bei Bosch/Blaupunkt in Navigationssysteme einflossen.
- Verkehrsleittechnik: Die Ausgründung "Aachener Verkehrs- und Informationstechnik GmbH" sorgt bis heute europaweit für flüssigen Verkehr auf Autobahnen und in Tunneln.
Zweite Epoche (1988-2015)
Mit der Übernahme der Institutsleitung durch Prof. Dr.-Ing. Peter Vary 1988 begann eine neue Ära, die von der Einführung des digitalen GSM-Mobilfunks und des Internets geprägt war. Das Institut richtete seine Forschung und Lehre auf Mobilfunk und Sprachübertragung aus und spielte eine zentrale Rolle in der internationalen Standardisierung der wichtigsten Sprachcodecs für den Mobilfunk. Es ging um Maßnahmen zur Steigerung von Qualität und Kapazität der Sprach- und Audio-Übertragung im GSM-, UMTS- und LTE-Mobilfunk. Zahlreiche Themen, die frühzeitig am IND bearbeitet und veröffentlicht wurden, haben Eingang in Smartphones gefunden. Wichtige Themen dieser Epoche waren:
- Sprach- und Audiokommunikation: Beiträge zur Verbesserung der Sprach- und Audio-Übertragung in GSM-, UMTS- und LTE-Mobilfunknetzen.
- Audiologische Technik: Forschung zur Audio-Signalverarbeitung in digitalen Hörgeräten und Cochlea-Implantat-Systemen.
- Gründung von Unternehmen: Wissenschaftliche Mitarbeiter gründeten erfolgreiche Firmen wie Secusmart GmbH (bekannt durch das abhörsichere Handy der Kanzlerin), Javox Solutions GmbH, Ferncast GmbH und Binaurics GmbH sowie die Elevear GmbH mit "Audiotechnologien für Hearables".
In der Fakultät initiierte das IND im Jahr 2001 den englischsprachigen Masterstudiengang „Communications Engineering“, der inzwischen in den einheitlich englischsprachigen Masterstudiengang integriert wurde.
Dritte Epoche (seit 2015)
Seit 2015 leitet Prof. Dr.-Ing. Peter Jax das Institut. Er initiierte die Umbenennung in „Institut für Kommunikationssysteme“ und verlegte die Forschungsschwerpunkte auf moderne digitale Kommunikationssysteme. Im Zentrum der Forschung steht weiterhin die Sprach- und Audiokommunikation als das wohl wichtigste und natürlichste Bindeglied zwischen uns Menschen. Die Forschungsarbeiten adressieren die Signalverarbeitung in Kommunikationssystemen, z.B. in Hörgeräten, Hearables oder in der immersiven 3D-Telefonie. Ziel ist, digitale Kommunikationssysteme so natürlich zu machen wie die „direkte“ Sprachkommunikation vis-a-vis. Dabei kommen sowohl modellbasierte Verfahren der digitalen Signalverarbeitung als auch Methoden des maschinellen Lernens in innovativen hybriden Lösungen zum Einsatz. Aktuelle Projekte umfassen:
- 3D-Telefonie: Forschung zur immersiven und natürlichen Sprachkommunikation.
- Hybride Lösungen: Einsatz von modellbasierten Verfahren und maschinellem Lernen zur Verbesserung der Signalverarbeitung.
Auch im Bereich des Vorlesungsangebot und der Lehrformate sind am IKS auf Grund von Themenwechseln, Änderungen in der Studienordnung und Fortschritten bei der Digitalisierung in der Lehre signifikante Veränderungen zu verzeichnen.
Feierlichkeiten und Festkolloquium
Das Festkolloquium anlässlich des 60-jährigen Jubiläums bot Einblicke in die Technik- und Technologieentwicklung im Bereich der digitalen Sprach-Audio-Kommunikation. In fünf Vorträgen wurden Themen wie 6G oder die iterative Decodierung erörtert (Programm). Zu den Höhepunkten der Veranstaltung zählten die Ernennung von Dr.-Ing. Marc Adrat zum Honorarprofessor der RWTH Aachen durch den Dekan sowie der Vortrag von Dipl.-Ing. Oliver Steil, CEO von TeamViewer. In seinem Vortrag mit dem Titel "Digital Twins, AI, Spatial Computing, et al." erläuterte er, wie Software die industrielle Digitalisierung vorantreibt. Eine Festschrift ergänzte die Vorträge mit Rückblicken, Einblicken und Ausblicken auf die Arbeiten des Instituts. Der Tag endete mit einem festlichen Abendessen und vielen Gesprächen im Institut.
Wir danken allen, die das Institut in den letzten 60 Jahren unterstützt haben, und freuen uns auf viele weitere erfolgreiche Jahre.